Filmbeschreibung:
Als die junge Heather erfährt, dass sie adoptiert wurde und ihre leibliche Mutter vor kurzem verstorben ist, macht sie sich mit ihren Freunden auf nach Texas, um den Nachlass ihrer ursprünglichen Familie zu verwalten. Und dieser Nachlass hat es in sich: Neben einer gigantischen Villa im Südstaatenstil und einem halben Vermögen, handelt es sich auch um einen degenerierten, Kettensäge schwingenden und Masken aus Menschenhauttragenden Psychopathen, der im Keller haust. Doch dieser Irre – Leatherface – ist zunächst gar nicht erpicht darauf, die Neuankömmlinge kennenzulernen. Heather muss sich mit ihrer düsteren Familiengeschichte auseinandersetzen und schmerzhaft erfahren, dass Blut dicker ist, als Wasser. Zum Trailer
Filmkritik:
Ich habe mich ehrlich auf Texas Chainsaw gefreut. Von allen Horror-/Splatterreihen ist mir jene, um den durchgeknallten texanischen Familienclan und den zurückgebliebenen Killer Leatherface eindeutig am liebsten. Nichts gegen Jason Voorhees, Freddy oder Michael Myers, aber Leatherface brachte damals mit The Texas Chainsaw Massacre – Blutgericht in T irgendetwas völlig Neues in den Horrorfilm. Zwar mordet die komplette „Vierfaltigkeit des Splatters“ aus bloßer Freude, doch während gerade die Freitag, der 13. und die Nightmare on Elm Street Filme schnell ins Ironische, ja fast schon unbewusst ins Lächerliche, abdriften, verhält es sich bei Texas Chainsaw Massacre völlig anders. Leatherface tötet emotionslos und animalisch. Ob er dabei Freude empfindet? Keine Ahnung. In dieser Hinsicht ähnelt er Michael Myers aus Halloween. Auch er verbirgt seine Emotionen hinter einer Maske, tötet unerbittlich und ist seinen Opfern immer einen Schritt voraus. Den Ausschlag, dass ich Texas Chainsaw Massacre dann doch noch ein bisschen lieber mag, als Halloween, liegt in seinem Look. Texas ist in den Filmen immer schmutzig und ein irgendwie verlorener, fremder, unwirklicher Ort. Und dann ist da ja noch Leatherfaces Maske: Genäht aus Menschenhaut ist sie einfach DAS Symbol für einen völlig degenerierten und irren Charakter. Sorry Michael, da kannst du nicht mithalten. Hinzu kommt, dass nahezu alle Sequels und Prequels, die in den vergangenen 30 Jahren zu The Texas Chainsaw Massacre – Blutgericht in Texas erschienen sind, sehenswert sind, da sie alle den, nennen wir es, Spirit des Erstlings atmen. Ja, selbst das Remake von Marcus Nispel ist eine wunderbare Hommage, die das Original zitiert und wie selbstverständlich ins 21. Jahrhundert transportiert. The Texas Chainsaw Massacre – The Beginning führte dies weiter – und gab der Reihe das, für was sie seit Jahren berüchtigt ist: einen gehörigen Schuss Gewalt. Während insbesondere die alten Filme mehr durch ihre reißerischen Titel, als durch Onscreen-Gewalt auffielen, wurde bei The Beginning gesägt, zerfetzt, gefoltert und gematscht, als gebe es kein Morgen. Wie gesagt, sadistisch und sehenswert sind alle Texas Chainsaw Massacre-Filme – bis jetzt…
Filme-Blog Wertung: 3/10
Texas Chainsaw ist eine einzige Enttäuschung. Er tritt das großartige, blutrünstige Erbe Tobe Hoopers mit Füßen und spuckt nochmal ordentlich nach. Dies ist umso tragischer, versteht sich Texas Chainsaw doch als direkter Nachfolger zum Original. So gibt es eine Pre-Title-Sequenz, die aus einem kompletten Zusammenschnitt des alten Films besteht. In diesen ersten Minuten hat man noch richtig Hoffnung. Liebevoll gemacht und mit Zitaten gespickt, scheint dieses Sequel zu werden. Aber Pustekuchen. Schon bei der Einführung der Charaktere wird deutlich, mit welch einem Machwerk man es hier zu tun hat. Klischeebeladene, wirklich dumme Charaktere werden da eingeführt. Normalerweise stört mich das nicht: Texas Chainsaw ist immer noch ein Horrorfilm – beziehungsweise, möchte einer sein – da gehören Stereotypen einfach mit dazu, aber hier wird wirklich lieblos mit allen Beteiligten umgegangen, die Handlungsmuster sind nicht nachzuvollziehen und überhaupt wirkt alles künstlich und aufgebläht. Die Darsteller gehen mit einer Ernsthaftigkeit an die Sache, als hätte es die ironische Brechung des Genres in Scream nicht gegeben – und ziehen den Film somit nur noch mehr ins Lächerliche. Aber das alles sind nur Nebeneffekte. Bei einem Texas Chainsaw Massacre geht es um Leatherface. Und gerade hier macht Regisseur John Luessenhop alles falsch, was man nur falsch machen kann. Über mehrere – meilenweit vorhersehbare – Twists versucht er den degenerierten Kettensägen-Killer als positive, Mitleid erweckende, tragische Figur zu interpretieren. „Geht’s noch?“, möchte man Luessenhop immer wieder zurufen. Bei Texas Chainsaw sind es die texanischen Dorfbewohner, die als die „Bösen“ dargestellt werden. Die Killerfamilie um Leatherface wird als Opfer ihrer Umwelt dargestellt, welche dazu determiniert, wenn nicht gar verdammt ist, zu morden, zu schlachten und zu zerstückeln. Diese Herangehensweise von Luessenhop ist in etwa vergleichbar mit der „Wendung“ aus Alien vs. Predator – auch so ein unsäglicher Versuch, ein bedrohliches Filmmonster zu entmystifizieren und es positiv umzudeuten. Doch gerade die Bedrohlichkeit von Leatherface machte The Texas Chainsaw Massacre, Blutgericht in Texas oder The Beginning so sehenswert. Leatherface war dort ein kranker Psychopath vor dem nicht mal die eigenen Familienmitglieder sicher waren. In Texas Chainsaw ist von seinem Verhalten her, der perfekte Schwiegersohn (würde er nicht Menschenhaut als Maske tragen): Ihm geht die Familienbande über alles und schwingt sich zu dem Beschützer seiner Cousine auf – ups, hiermit habe ich sogar die letzte halbe Stunde des Streifens gespoilert. Seid dankbar, jetzt müsst ihr ihn euch wirklich nicht mehr anschauen. Das einzige Horrormäßige an Texas Chainsaw ist, das eine Fortsetzung geplant ist, die diesem unfassbar dämlichen neuen Kanon folgen wird.
Filmfazit:
Wenn der Kettensägen schwingende Psychopath zum liebenden Familienmenschen wird. Es ist unfassbar, wie Regisseur John Luessenhop das Erbe Tobe Hoopers mit Füßen tritt. Texas Chainsaw nimmt Leatherface alles, was den Killer ausmachte. Er entmystifiziert einen der interessantesten und bedrohlichsten Charakter der Filmgeschichte und macht damit eine große Horrorfilmreihe kaputt. Dass die Kills unspektakulär daherkommen, die Charaktere nerven und alles irgendwie künstlich aussieht, das macht den Braten da auch nicht mehr fett.
Filmtrailer:
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