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I Saw the Devil – Rache ist ein tiefer Abgrund (2011)

Filmbeschreibung:

Das Drama beginnt in einer stürmischen, verschneiten Winternacht. Eine Frau bleibt mir ihrem Wagen auf einer einsamen Landstraße liegen. Die Hilfe eines zufällig vorbeikommenden Schulbusfahrers lehnt sie dankend ab. Kurze Zeit später liegt die Frau tot auf einer Plastikplane. Ermordet von dem Schulbusfahrer, dem sadistischen Psychopathen Kyung-chul. Doch Kyung-chul weiß nicht, dass er mit der sinnlosen Ermordung der Frau eine Kette unvorhersehbarer Ereignisse in Gang gesetzt hat. Soo-hyeon, Polizist und Verlobter der Ermordeten, setzt alles daran, den Mörder seiner Geliebten zu finden. Doch es geht ihm nicht um Gerechtigkeit, sondern um Rache. Kyung-chul soll schon bald begreifen, dass er in Gestalt von Soo-hyeon seinen ganz persönlichen Teufel gefunden hat. Der Rachefeldzug von Soo-hyeon wird zu Kyung-chuls ganz eigenem Martyrium. Zum Trailer

Filmkritik:

“Und wenn du lange genug in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.” Friedrich Nietzsches philosophischer Grundsatz zeigt sich mit “I Saw the Devil” in Gestalt eines südkoreanischen Rachethrillers. Während zu Beginn von I Saw the Devil die Fronten noch klar abgesteckt zu sein scheinen, lässt Regisseur Kim Ji-woon nach spätestens 30 Minuten die typischen Sehgewohnheiten des westlichen Publikums zerstückelt zurück. Kyung-chul, der sadistische Killer, wird quasi zum Opfer stilisiert, nachdem der Polizist Soo-hyeon das erste Mal Rache an ihm nimmt. Der Rezensent des Films befindet sich spätestens ab dem ersten Racheakt in einem Dilemma: Keiner, aber auch wirkliche keiner der Protagonisten bietet eine Projektionsfläche, geschweige denn eine Identifikationsfigur. Die Welt, die Kim Ji-woon mit I Saw the Devil erschaffen hat ist eine Kranke, nicht lebenswerte. Jeder neu eingeführte Charakter ist entweder ein perverser Schlächter oder ein williges Opfer. Der Kampf Soo-hyeon gegen Kyung-chul, ist kein Kampf “Gut-gegen-Böse”. Er ist ein Kampf zwischen zwei Schattierungen derselben tiefen Schwärze. Um diese Ambivalenz überzeugend zu transportieren braucht man schon zwei Charakterdarsteller und einen ebenso genialen Regisseur. Choi Min-sik, der den Killer spielt, wird den meisten noch durch seine überragende Performance als Oldboy in Erinnerung sein. Sein Spiel in I Saw the Devil steht dieser in nichts nach. Der Polizist Soo-hyeon wird verkörpert durch den südkoreanischen Shootingstar Lee Byung-hun, der durch A bittersweet life oder sein missratenes Hollywood-Debut G.I. Joe bekannt ist. Auch er verkörpert den verzweifelten Polizisten, für den es keine moralischen Grenzen gibt, sehr (un-)menschlich. Die Genialität eines Kim Ji-woon erkennt man bei I Saw the Devil besonders in Punkto Inszenierung. Während ein anderer (amerikanischer) Regisseur den Film als reine Splattergranate abgedreht hätte und somit auf Nummer Sicher gegangen wäre, liefert Ji-woon ein beeindruckendes cineastisches Erlebnis ab. Momente drastischer Brutalität wechseln sich ab mit langatmigen Landschaftspanoramen und Mimik-Close-Ups. So erreicht der Film eine Länge von fast zweieinhalb Stunden. Dem ein oder anderem mag diese Länge gestreckt wirken, doch nur so erreicht Ji-woon den gewollten Effekt: Der Zuschauer begibt sich auf eine Reise in die Abgründe des Mensch-seins. Und wenn man sich wahrlich auf den Film einlässt, kann man auch in sich selbst den Teufel erkennen.

Filme-Blog Wertung: 8/10

Die Wertung eines Films ist natürlich immer subjektiv. Bei einem komplexen Streifen wie I Saw the Devil muss man dies allerdings doppelt betonen. Vielen Zuschauern wird der Rachethriller zu lang(weilig) sein. “Gorehounds” bekommen zwar an vielen Stellen des Films genau das, was sie möchten – vorausgesetzt man besorgt sich den Film in der juristisch geprüften Black Edition von splendid – dennoch nimmt sich der Film sehr viel Zeit, die Charaktere einzuführen und auch im weiteren Verlauf auf diese einzugehen.

Filmfazit:

I Saw the Devil ist eine Splatter-Granate mit philosophischem Unterbau. Nicht jedem mag das gefallen. Der Film erzeugt aber seinen ganz eigenen Reiz; seine eigene Sogwirkung.

Filmtrailer:

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