Filmbeschreibung:
1881. Irgendwo im Mittleren Westen der USA – da wo er noch wild ist. Der Räuber und Bandit Jesse James ist gemeinsam mit seiner Bande zu einer Art modernen Robin Hood geworden. Die Tageszeitungen und frühen Medien stilisieren ihn zu einer Art schillernden Popfigur. Auch der junge Robert Ford, ein Tagelöhner und Gelegenheitsdieb, glaubt diesen Erzählungen über den unnahbaren, aber gutmütigen Outlaw – Robert Ford ist ein Jesse James-Fan. Als sich für ihn die Gelegenheit bietet, dem großen Vorbild bei einem Zugüberfall beizustehen, fackelt er nicht lange und wird Teil von James’ Bande. Doch je länger er mit dem bekanntestem Outlaw der amerikanischen Geschichte unterwegs ist, desto mehr muss er lernen, dass das Bild, das er von James hat nicht der Wahrheit entspricht. Der Bandit entpuppt sich als herrschsüchtiger und narzisstischer Egomane, der niemanden neben sich duldet und an Paranoia leidet. Zudem gibt er Ford in jeder Sekunde zu verstehen, was er von seiner „jämmerlichen Existenz“ hält. Doch Ford will, dass etwas von dem Ruhm James’ auf ihn abfärbt, er möchte auch bekannt und gefürchtet sein. Robert Ford beschließt den großen Jesse James zu ermorden… Zum Trailer
Filmkritik:
Wie oft wurde mir von der Sichtung von Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford abgeraten! „Allein der Titel…“, „Den kann man sich echt nicht angucken“ und „Einer der langweiligsten Filme, die ich je gesehen habe“, waren Statements, die mir von bekennenden Western-Fans entgegen geschmettert wurden. Trotzdem habe ich mir den Film, mit dem längsten mir bekannten Titel, angetan und was soll ich sagen… Ich bin absolut begeistert! Ich kann verstehen, dass er vielen Western-Fans nicht gefallen hat, da er wirklich lang- ja, teilweise langweilig ist. Der Plot kommt völlig ohne Wendungen oder Überraschungen aus: Man weiß nach Lesen des Titels das Ende. Der Film möchte allerdings nicht einfach unterhalten, sondern eine Charakterstudie der beiden historischen Protagonisten liefern. Die absolut glänzende Darstellung des Jesse James gelingt Brad Pitt (Fight Club, Mr. & Mrs. Smith) einwandfrei und untermauert seinen Status als absoluter Ausnahmeschauspieler. Cassey Affleck schafft es seiner Rolle extrem viel Tiefe zu verleihen und bringt den kindlich-naiven, etwas zurückgebliebenen, Robert Ford oscarreif rüber. Die Atmosphäre des Films ist geprägt von einem fatalistischen Grundton, der unterstrichen wird von dem ebenfalls genialen Soundtrack. Das tieftraurige Pianothema und „Song for Bob“ mit seiner wundervollen Cello-Basslinie und dem zaghaft einsetzenden, das Titelthema aufgreifende, Klavier, stechen hervor und rühren den Betrachter eins ums andere Mal zu Tränen. Mulitalent Nick Cave hat hier sein absolutes opus magnum vorgelegt. Selbst der Soundtrack zu The Road, welchen er 2010 ebenfalls gemeinsam mit Warren Ellis komponierte sieht gegen den von Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford alt aus – obgleich es sich hierbei dennoch um ein herausragendes Stück Filmmusik handelt.
Filme-Blog Wertung: 8/10
All dies verblasst sogar noch im Angesicht der wunderbaren Kameraarbeit und der wunderschönen Naturaufnahmen des Films. Verantwortlich für diese komponierten Bilder kann natürlich nur ein Mann sein: Roger Deakins. Nach seinem Erstlingswerk (!) 1984 drückte er noch so manchem Oscargewinner und cineastischem Meisterwerk seinen Stempel auf. Kein Wunder, dass No Country for Old Men oder True Grit so gut aussehen, wenn Deakins für die Kamera verantwortlich ist.
Filmfazit:
Die Ermordung des Jesse James ist ein absolutes Meisterwerk, auf das man sich allerdings einlassen muss. Wer schnelle Action erwartet, wird enttäuscht. Der Film atmet Fatalismus in jeder Sekunde – der geneigte Cineast wird seine helle Freude haben.
Filmtrailer:
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