Filmbeschreibung:
Los Angeles, 2019. Der Kopfgeldjäger Rick Deckard bekommt den Auftrag vier Replikanten in den Ruhestand zu schicken. Replikanten, das sind von der Tyrell-Corporation hergestellte, künstliche Menschen, die äußerlich von echten nicht zu unterscheiden sind. In den Ruhestand zu schicken, das heißt schlicht und einfach, sie zu exekutieren und zu töten. Der Kopfgeldjäger Deckard ist ein so genannter Blade Runner. Blade Runner sind speziell für die Jagd auf Replikanten ausgebildete und verfügen selbst über fast schon übermenschliche Kräfte. Bei seiner Suche nach den vier Replikanten streift Deckard durch das nächtliche Chinatown und kommt mit allerlei zwielichtigen Charakteren in Kontakt. Ein Lichtblick bildet da die schöne Rachel – beide verlieben sich ineinander. Doch es stellt sich heraus, dass Rachel ein Replikant ist. Deckard ist Hin- und Hergerissen zwischen seinem Job und seiner persönlichen Beziehung. Und im finsteren LA warten noch ganz andere Gefahren. Zum Trailer
Filmkritik:
Das Los Angeles des 21. Jahrhunderts ist in der Vision von Ridley Scott, in den frühen 1980er Jahren, ein trostloser, verlorener Ort. Ein Moloch, der aus gigantischen Industriekomplexen besteht, in dem keine Tiere mehr Leben und die Straßen multikulturellen Slums gleichen. Eine trostlose Dystopie, die Scott aus Philip K. Dicks Werk „Träumen Androiden von elektrischen Schafen“ adaptiert und mit eigenen Interpretationen anreichert. Der Film floppte, als er damals, 1982, in die Kinos kam. Zu düster, schmutzig und „unrealistisch“ erschien Blade Runner wohl. Doch heute ist der Film zum Kultstreifen avanciert. Zu DEM Science Fiction-Klassiker, den mal einfach mal gesehen haben muss. Allein schon, um die dutzenden Querverweise, die bis heute in den modernen Massenmedien auf Blade Runner zurückgehen, zu verstehen. Von Total Recall über A.I. – Künstliche Intelligenz bis hin zu I Robot zitieren „moderne“ Science Fiction Filme den Klassiker. Auch im ostasiatischen Kulturkreis erfreut sich Blade Runner einer großen Popularität, wie man beispielsweise an Animes wie Silent Möbius oder Ghost in The Shell (wovon besonders der zweite Teil ein Quasi-Remake von Blade Runner darstellt) sehen kann. Jedoch ist die Resonanz und der Einfluss von Blade Runner nicht nur im filmischen Kontext zu sehen. Auch im Bereich der Musik, Literatur und Games (ganz aktuell sei hier Deus Ex – Human Revolution – genannt, dessen Hautcharakter eine Neuinterpretation von Blade Runner Deckard ist) schlägt der Film bis heute große Wellen. Doch ist Scott’s Werk wirklich so phänomenal? Nimmt Blade Runner wirklich alle modernen Sci-Fi-Filme vorweg und macht sie im Grunde überflüssig? Diese Fragen sind nicht eindeutig zu beantworten: Zu sperrig mag Scott’s Dystopie im Jahre 2011 wohl dem einen oder anderen erscheinen. Daran wird wohl auch der auf Hochglanz polierte Final Cut nichts ändern. Dennoch muss man sich bewusst machen, was Dick und Sott vor über zwanzig Jahren geschaffen haben. Man kann Blade Runner als Sci-Fi-Actionfilm betrachten und sich zwei Stunden lang vorzüglich langweilen. Oder aber man macht sich die Mühe und schaut hinter die Fassade des Films. Dies ist zugegebenermaßen nicht einfach, ist man doch zunächst geblendet von den tollen Kulissen und dem Setting – Das soll 1982 gedreht worden sein? Kann nicht sein! – Mag man sich denken, wenn man die überfüllten Slums, die dreckigen Nachtclubs und die, an barocke Monumentalbauten erinnernden, Labors der Tyrell-Corporation sieht. Hier weht kein Nostalgie-Staub, wie bei mach anderem „Klassiker“! Nein, Blade Runner atmet fatalistischen Realismus aus jeder seiner Poren. Hinter dem Setting verbirgt sich der philosophische Unterbau des Films. Es ist kein Wunder, dass bereits Doktorarbeiten zu der düsteren Welt Deckards geschrieben wurden: Die Replikanten sind tragische Figuren. Menschenähnlich, aber dennoch fremd und auf ihrem Heimatplanet, der Erde, geschaffen und gejagt. Sie haben Erinnerungen, doch es sind nicht ihre eigenen. Es sind die, die ihnen ihr Schöpfer, der Mensch, indoktriniert hat. Aber was passiert, wenn diese Sklaven der Gesellschaft versuchen aus ihrer Unmündigkeit auszubrechen? Was, wenn sie anfangen ein Bewusstsein zu entwickeln? Was, wenn sie anfangen von elektrischen Schafen zu träumen, wie der Mensch von fleischlichen? Diese existenziellen Fragen werden angereichert mit einer genialen Bildsprache. Besonders das Motiv des Auges ist zentral für die Interpretation des Films: Mit dem Close-Up eines Auges beginnt Blade Runner. Die Augen dienen den Blade Runnern dazu, Replikanten zu identifizieren. Die Augen seien der Spiegel zur Seele, sagt man. Und manchmal sind sie der Schlüssel zum Verständnis eines monumentalen Films.
Filme-Blog Wertung: 9/10
Science Fiction-Klassiker sind ja immer so eine Sache. Als ich das erste Mal den Film zu Bradburys Meisterwerk Fahrenheit 451 von 1966 sah, traute ich meinen Augen nicht – Was hatten sie mit dieser großartigen Handlung gemacht? Warum wirkte der Film so billig, fast schon trashig? Auf Blade Runner trifft dies nicht zu. Man sieht ihm sein Alter nicht an. Dafür merkt man es ihm teilweise an: Manche Szene wirkt aus heutiger Sicht etwas hölzern. Hier spielen wohl moderne Seh- und Schnittgewohnheiten eine Rolle. Dieses kleine Manko lässt Blade Runner allerdings nicht minder großartig sein.
Filmfazit:
Ohne Blade Runner sähe die moderne Popkultur anders aus! Der Film ist ein Science Fiction Meilenstein, der dem heutigen Publikum wohl – leider – etwas zu sperrig sein dürfte. Trotzdem: Einmal gesehen haben, muss man ihn!
Filmtrailer:
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