Dredd (2012)

Filmbeschreibung:

Die von Autor John Wagner und Zeichner Carlos Ezquerra ab 1977 entworfene Zukunftsvision ist eine düstere. Mit ihrem Untergrundcomic „Judge Dredd“ erschuf das Duo eine Dystopie, die sich gewaschen hatte. Nach einem thermonuklearen Krieg sind große Teile der Menschheit schlicht und einfach ausradiert. Ein Großteil der Welt ist atomar verseuchte Wüste. Niemandsland. Die letzten Überlebenden haben die sogenannten Mega-Citys errichtet: Gigantische Multimillionen Einwohner Städte. Doch auch diese Riesenstädte sind kein angenehmer Ort zum Leben. Mord und Totschlag unter den degenerierten Einwohnern sind an der Tagesordnung. Für Recht und Ordnung sorgen die sogenannten Judges – Richter, Geschworene und Henker in einer Person. Gewaltenteilung war einmal. Mit ihrem unfehlbaren Sinn nach Gerechtigkeit hinterlassen sie schon mal eine blutige Schneise in den Metropolen. Cassandra Anderson ist neu dabei. Der berühmt-berüchtigte Judge Dredd nimmt sie bei ihrem ersten Einsatz unter seine Fittiche. Sie sollen die Drogenbaronin Ma-Ma ausschalten, die in einem heruntergekommenen Apartmentkomplex zusammen mit tausenden Junkies haust. Ma-Ma hat die Droge Slow-Mo erfunden und sie unter die Leute gebracht. Seitdem sind ihr die Massen gefügig. An eben jenem für Judges nicht gerade sicheren Ort kommt es zum Showdown zwischen Dredd und Ma-Ma  und mittendrin „die Neue“ Cassandra. Die Lage scheint aussichtslos für das gesetzestreue Duo, doch Cassandra hat so manche Fähigkeit, die die Lage drehen könnte. Zum Trailer

Filmkritik:

Regisseur Peter Travis (8 Blickwinkel) hat bei der Rückkehr des Anti-Helden Judge Dredd auf die große Leinwand eine mehr als ordentliche Arbeit abgeliefert. Ungelogen: Dredd ist einer der besten Actionfilme des an Genre-Highlights nicht gerade armen Jahres 2012. Mit dem 1995er Judge Dredd von Danny Cannon (Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast) hat Dredd nur den Namen gemein. Dredd ist ein knallharter, dynamischer Thriller, dessen Actionszenen in all ihrer Kinetik neue Sphären des Genres eröffnen. Die Story ist dabei natürlich größtenteils Nebensache. Parallelen zu dem südkoreanischen Massaker The Raid sind auch nicht von der Hand zu weisen, dennoch koexistieren die beiden Streifen perfekt nebeneinander. Die Welt der Judge Dredd-Comics ist ein zynischer Sündenpfuhl – und genau diese Atmosphäre kreiert Travis in seiner Hollywood-Adaption des Sujets. Ein Menschenleben zählt in der düsteren Zukunft nicht viel. Die „Guten“, die Judges, sind im Grunde Faschisten; von der (ohnmächtigen) Regierung mit allen Befugnissen ausgestattete idealistische Mörder. Doch diesen Menschenschlag braucht die Zukunft von Dredd. Ansonsten wäre die Welt überlaufen von Räubern, Vergewaltigern und Junkies. Die monochrome Tristesse der Mega-Citys wird hingegen von fast schon surrealen Farbverläufen gebrochen. Travis hat ganze Arbeit geleistet, um das an sich öde Szenario optisch anspruchsvoll zu gestalten. Die Lensflare-Effekte erinnern teils an J. J. Abrams (Star Trek – Into Darkness) bereichern die düstere Welt aber mehr, als dass sie stören. Travis düsteres Sci-Fi-Noir-Szenario ist somit mehr glitzerndes Spektakel als grau-braunes Ärgernis. UND – das hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das mal schreibe – in 3D rockt Dredd nochmals eine Nummer mehr.

Filme-Blog Wertung: 9/10

Am Intensivsten wird Dredd in den zahlreichen Actionszenen. Und auch dort stechen einige Szenen ganz besonders hervor. Ist der Einsatz von Superzeitlupe in vielen Action-Blockbustern reinster Selbstzweck, erfüllt er bei Dredd sogar eine narrative Funktion: Ma-Mas Droge, Slow-Mo, lässt die Konsumenten ihre Umgebung in Zeitlupe wahrnehmen. Diese Zeitdehnung bildet die Kamera auf das Auge des Zuschauers ab. Da zerplatzen Augäpfel in Großaufnahme während ein grimmiger Judge einen Junkie aus dem Fenster wirft. Der düsteren Vorlage mehr als gerecht wird Karl Urban (And Soon the Darkness, Priest). Oftmals wird seine Leistung in Dredd belächelt („Der trägt ja immer einen Helm…“), seine Präsenz ist jedoch unschlagbar. Stoisch und kalt metzelt er sich als Science-Fiction-Sheriff durch die Mega-City. Ihm zur Seite – und das hätte auch niemand gedacht – steht eine starke Frau. Olivia Thirlby (Freundschaft Plus) macht eine mehr als gute Figur – und das nicht nur optisch, wovon man bei einem Film wie Dredd zunächst ausgehen könnte. Thirlby bereichert den Film ebenso wie die fiese Lena Headey (The Purge – Die Säuberung, 300).

Filmfazit:

Ganz, ganz großes Actionkino. Dredd ist einer der besten Action-Thriller von 2012: Düster, dystopisch und visuell absolut beeindruckend.

Filmtrailer:

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3 Gedanken zu “Dredd (2012)

  1. Ich stimme weitestgehend mit der Kritik überein. Zu erwähnen wären noch die fantastischen Zeitlupeneffekte und deren Rechtfertigung mit der Droge Slo-Mo. 9 Punkte von 10 sind vielleicht was viel, aber 8 sind auf jeden Fall gerechtfertigt.

  2. ein definitiv sehenswerter film, der mit einer spannenden handlung und interessanten charakterern, ebenso wie einer fesselnden darstellung überzeugen kann
    die story ist survival, nichts neues, kennt man schon aus filmen wie “the raid”, aber wie auch, in dem dickicht der filme wurde nahezu jede idee auf die eine oder andere weise auf leinwand gebracht, es kommt doch vielmehr darauf an, wie diese idee umgesetzt wird, das unterscheidet top von flopp!
    und dredd gehört definitiv zu top: der protagonist hat charakter – er ist konsequent, mehr oder minder durchgehend professionell und zieht dabei immer eine komische schnute (die nach ‘ner weile urkomisch wirkt *lol), dabei wirkt er nicht möchte-gern-cool ala “ich sag kein wort und wirke damit cool”,
    besitzt aber auch schwächen: neben seiner kontrollierten art ist da noch was und nun weiss ich auch was – eine sadistische ader, die diese kontrolle das eine oder andere mal zum einsturz brachte
    daneben ist da auch noch anderson: auch authentisch und nebenbei ganz hübsch 🙂
    gegenüber steht Ma-Ma, von lena headey überzeugend gespielte antagonistin, mit der verglichen dredd nicht so unterschiedlich ist, wie man meinen könnte, inbesondere im bezug auf sadistische vorlieben
    headey, die mir auch insbesondere bekannt ist aus game of thrones, hat einfach was fieses im gesicht und in ihrer art – sie kann nur hinterhältige schlangen spielen: sie wirkt wie das personifizierte weibliche gift (nichts gegen headey :P)
    darüber hinaus wurden einige stellen dadurch aufgepeppt, dass sie in slow-motion präsentiert wurden, die aber auch durchaus handlungstechnisch begründet sind
    leider hat der film auch kehrseiten: zum einen wurden gerade diese slow-motion szenen zu oft eingespielt, wäre es nur bei interessanten stellen, um diese nachdruck zu verleihen, aber manchmal wirkte es einfach nur in die länge gezogen, und teilweise, man kann’s nachvollziehen oder nicht, dadurch die blutigen
    stellen zur schau gestellt
    auch gab es einige stellen, die meiner meinung nach unlogisch oder zumindest seltsam wirkten: zu nennen wären da z.B. die gas-granate-szene, die eher wie eine paralyse wirkte, die leicht seltsame flucht während der minigun-szene, kaum nachvollziehbare enttarnung der anderen judges, aber vor allem störte
    mich das outcome der brenzlingen stelle für dredd – da entgleiste der film in den standard helden-twist

    alles in allem gehört dredd zu den seltenen wirklich sehenswerten perlen des film-jungles, da er trotz einigen fraglichen und typischen szenen, insgesamt und besonders in punkto charaktere, sehr überzeugen kann – nebenbei ist die futuristische darstellung amerikas so traurig, weil sie gar nicht so weit von einer möglichen realität entfernt ist

    persönliche bewertung: 8/10

  3. Freut mich, dass der Film gut bei dir weggekommen ist. Ist ja eher sowas wie ein kleiner Geheimtipp. Der Erfolg war ja nicht so berauschend.

    Nach den ganzen schrecklichen Remakes – die ich in den letzten Jaren gesehen habe, hatte ich wirklich nicht viel erwartet. Schaust halt mal an und gut ist…aber gesehen habe ich dann doch einen ziemlich guten Actionfilm. Nicht mehr und nicht weniger. Hervorragende Kameraarbeit (imho das beste am Film) und sehr stimmiges 3D. Es geht also doch. Gute Kameraleute vorausgesetzt, kann 3D selbst in einem Actionfilm funktionieren und nicht nervig wirken. Bin insgesamt positiv überrascht worden.

    Mit dem Original hat der Film allerdings fast nichts zu tun, was aber letztlich auch Wurscht ist.

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