John Rambo (2008)

Filmbeschreibung:

John Rambo ist ein alter Mann. Im gar nicht mal so kalten Krieg, als gar nicht mal so kalter Krieger stilisiert, setzte sich der alternde Soldat inmitten südasiatischen Niemandslands zur Ruhe. In Thailand fängt er Schlangen und verdient sein weniges Geld mit Wetten auf selbige Nattern. Doch Rambos Kriegsruhm folgt ihm bis in diesen Teil der Welt. Eine Gruppe von Missionaren, angeführt von den Ärzten Michael Burnett und Sarah Miller, möchte in den Nachbarstaat Burma (oder Myanmar), um der Zivilbevölkerung, die von einer brutalen Militärjunta unterdrückt wird, zu helfen – mit Bibeln und dem Wort Gottes. Die Grundprämisse der christlichen Gutmenschen: Keine Waffen! „Wenn ihr keine Waffen mitnehmt, werden ihr überhaupt nichts ändern“, sagt Rambo zu Miller, erklärt sich dennoch widerstrebend bereit, die Gruppe bis an die Grenze zu bringen. Bereits wenige Tage später erhält er die Nachricht, dass die Missionare gefangen genommen wurden und gefoltert werden. Rambo heuert ein Team aus skrupellosen Söldnern an und begibt sich auf einen beispiellosen Befreiungsfeldzug. Und diesmal nimmt er Waffen mit… Zum Trailer

Filmkritik:

Das erste Bild, welches ich von John Rambo sah, war ein Unscharfes. Im Red-Band-Trailer von Ende 2007 sah man zunächst einen burmesischen Soldaten in olivfarbenem Flecktarn. Aus dem grobkörnigen Bild schälte sich plötzlich eine bekannte Gestalt aus der Unschärfe des Hintergrunds: John Rambo. Zwei Sekunden später schlug er dem Milizen den Kopf ab, schnappte sich das stationäre MG auf einem Jeep und verwandelte den vor ihn sitzenden zweiten Soldaten in blutig-kleine Fleischstückchen – BÄM! Der Wahnsinn! Man war geflashed. Da kam mir nichts dir nichts der Ankündigungstrailer zu einer der meisterwarteten Fortsetzungen der Actionfilmgeschichte und überraschte direkt mit einer Gewalteruption, die selbst in Zeiten der Saw-Filme ihresgleichen suchte. Dann, Februar 2008, die News: John Rambo kommt um einige Minuten cut in die deutschen Kinos. Egal, trotzdem reingegangen und leicht bis mittelschwer enttäuscht gewesen.

Filme-Blog Wertung: 5/10

Ja, auf DVD und Blu-Ray gibt es natürlich mittlerweile die ungeschnittene Fassung zu sehen – wie sich das gehört, kurz nach der VÖ, trotz Segen der Juristenkommission, indiziert – doch auch inklusive der Gewaltspitzen wird aus John Rambo noch kein wirklich guter Film, dafür ist das Drehbuch und die Regie Sylvester Stallones einfach zu schnarchig und konservativ. Dem Film fehlt es ganz einfach an einer wirklich schlüssigen Handlung. Was jedoch noch schwerwiegender ist, ist, dass sich Stallone einen Dreck um Dramaturgie schert. Die drei großen Actionsequenzen – aus deren Versatzstücken der komplette erste Trailer besteht – wirken beliebig und höhepunktlos über den Film verteilt. Der Höhepunkt des Films – die letzte Schlacht – ist ein 15-minütiges erbarmungsloses brutales Geballer, Gesplatter und Geschnetzel. Das sieht toll und fies aus, fühlt sich aber nicht so an, weil man eben nicht mit den Protagonisten mitleidet. Natürlich werden die burmesischen Militärs – wie sich das für einen Stallone fernab jedweder Political Correctness gehört – als miese, vergewaltigende und Kriegsverbrechen begehende Drecksäcke charakterisiert, die Unschuldige foltern und sie durch minenverseuchte Reisfelder waten lassen, dennoch ist es einem ziemlich egal, was mit ihnen geschieht. Manche Filme, beispielsweise Death Sentenced, schaffen es eine misanthropische Atmosphäre aufzubauen und den Rezipienten geradezu zum Hassen der Antagonisten zu animieren, John Rambo versucht dies auch, scheitert jedoch kläglich. Stallone versuchte sich für den Thriller an einem pseudo-dokumentarischen, farbarmen und kontrastreichem Look, das sieht gut aus, ermüdet auf Dauer jedoch, da das Bild zwar die schwüle Hitze Burmas transportiert, jedoch einfach zu wenig optische Abwechslung geboten wird. Auch die Actionszenen bieten, von der überbordenden Brutalität mal abgesehen, nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte. Der Camp-Überfall ist so genau schon einmal in Rambo – First Blood Part II – erzählt worden und noch besser in Tränen der Sonne. Die Szenen auf Rambos Boot erinnern nicht von ungefähr an Coppolas Apocalypse Now und sollen einen ähnlichen Abstieg ins „Herz der Finsternis“ symbolisieren, dem Abstieg folgt jedoch keine Erkenntnis, sondern nur ein aufgesetzter Dialog über Moral und Ethik, welcher von Rambos abgedroschenem Konservatismus dominiert wird. Insofern ist es leider so, dass es fast schon genügt, sich den Trailer zu John Rambo anzuschauen. Als Destillat des Films bietet er Gorehounds, alles, was sie an dem Film mögen können; jedem anderen wird der vollwertige Film auch nicht mehr liefern.

Filmfazit:

John Rambo ist ein ultrabrutaler, gehypter, Mainstream-Film, der leider etwas aus der Rambo-Tradition ausbricht. Waren die Vorgänger (Rambo – First Blood Part II und Rambo 3) noch comichaft überzeichnet, beziehungsweise hatten wie Rambo I einen gewissen Anspruch, versuchte sich Sylvester Stallone bei John Rambo an einer Mischung aus Brutalität und pseudo-dokumentarischen Blick auf die aktuelle politisch-brisante Lage in Myanmar. Stallone scheitert jedoch an seinem hölzernen Spiel, seinem schlechten Drehbuch und seiner nicht vorhandenen Dramaturgie. Wenn man bedenkt, dass er bereits an Rambo 5 arbeitet, kann einem Angst und Bange werden.

Filmtrailer:

Facebook Kommentare

Facebook Kommentare

3 Gedanken zu “John Rambo (2008)

  1. Nach fast 20 Jahren kehrt eine Legende des maskulinen Actionkinos auf die Leinwand zurück, eine Ikone, ein Gott, eine Kampfmaschine – John Rambo. Doch ich muss sagen dass diese Kampfmaschine ziemlichen Rost angesetzt hat und dass auch ein Gott mal schlechte Tage hat. Genauso ging es mir mit “John Rambo”, was Sylvester Stallones glorioser Abschluss seiner Vietnam-Heimkehrer-Saga werden sollte, ist nichts anderes als ein primitiver, billiger Schlachtstreifen ohne Sinn und Verstand. Okay, Sinn und Verstand habe ich bei so einem Streifen auch nicht erwartet, ich war gern bereit mein Gehirn an der Kinokasse abzugeben und mich in Blut und Eingeweiden zu suhlen. Und Stallone beginnt seinen Film auch damit, das Problem ist nur das er dafür auf echtes Material zurückgreift um seine späteren Metzeleien so legitimieren. Von einer sozialkritischen Haltung kann hier nicht die Rede sein, es ist einfach nur ein billiger Trick um die Zuschauer für das kommende Schlachtfest zu sensibilisieren. Die Handlung, die sich um dieses Fest spannt, ist einfach nur lächerlich, eben nach dem Muster: Nette christliche Missionare werden vom bösen Militär verschleppt. John Rambo muss sie retten. Mehr gibt dieses Gerüst nicht her, normalerweise kann ich mit so was leben solange die Post abgeht, das tut sie nur bedingt. Eines der Hauptprobleme ist bei den Darstellern zu suchen, selten habe ich solche miserablen Dialoge gehört und solch steife Vorstellungen gesehen

    • Schön wär’s, wenn John Rambo wirklich der Abschluss der Saga sein würde, Stallone dreht aber wohl schon am Nachfolger – leider. Aber schön, dass jemand den Film wohl ähnlich einstuft, wie ich 🙂
      Den Satz “Nette christliche Missionare werden vom bösen Militär verschleppt” müsste man noch mit “böses, asiatisches Militär” modifizieren. Der Film ist auf eine ganz abartige Weise rassistisch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.