I’m Still Here (2011)

Filmbeschreibung:

Es war 2008 eine der Nachrichten, die die Boulevard-Presse beunruhigten: Joaquin Phoenix gab bekannt, seine Filmkarriere an den Nagel zu hängen und sich ganz dem Musikbusiness zuzuwenden. Er wolle Rapper werden, sagte er. Casey Affleck, Phoenixs Schwager, dokumentierte diesen Sinneswandel, die Suche nach einem Produzenten, den man schließlich in Gestalt von P.Diddy findet und die Exzesse des neu geborenen Hip-Hop-Musikers. Erst im Nachhinein, ein Jahr später, stellte sich heraus, dass das gesamte Projekt von Anbeginn gefaked war und Phoenix nie auch nur daran dachte, seine Karriere als Schauspieler zu beenden. Doch was soll dann diese Mischung aus Dokumentarfilm, Mockumentary und vielen anderen Filmgenres? Zum Trailer

Filmkritik:

I’m Still Here ist seltsam. Er ist sogar so seltsam, dass ich mich teilweise zum Weitersehen zwingen musste. Die Grundidee der „Dokumentation“ ist dabei ebenso einfach, wie brisant. Ein Schauspieler gibt das Ende seiner Karriere bekannt und lebt anschließend ein Jahr lang nur nach seinen eigenen Regeln. In Joaquin Phoenix’ Fall war dieses Vorhaben von Anfang an gefaked. Nur er, sein Schwager, Affleck, und wenige Eingeweihte wussten, dass sie in diesen Jahren Teil des Filmprojekts I’m Still Here werden würden. Am Ende des Projekts steht nun eine Mischung aus Dokudrama und Mockumentary, die sich aber nicht ganz schlüssig darüber zu sein scheint, was sie selbst überhaupt bezwecken möchte. In einer Hinsicht möchten Phoenix und Affleck der medialen Gesellschaft wohl den Spiegel vorhalten. Sie möchten zeigen, wie leicht sich Medien und ihre Rezipienten täuschen lassen und inwiefern Schauspieler in ihrem eigenen Leben sie selbst sind oder sie auch dort nur eine Rolle verkörpern. Höchst ansehnlich sind dann auch jene Szenen, die aus realen TV-Mitschnitten, unter anderem in der US-Talkshow Letterman und katastrophalen Live-Auftritten bestehen. Hier zeigt sich wie leicht die Massenmedien und vor allem die Massen zu manipulieren sind. Göttlich auch der Auftritt Ben Stillers, der Phoenix eine Filmrolle anbietet und von diesem nach allen Regeln der Kunst verbal fertig gemacht wird – lustig zwar, aber was soll es uns genau zeigen. Das Problem von Afflecks Mockumentary ist, das sie zwischen zu vielen Polen hin und her springt. Was sollen die Exzesse, die Phoenix alleine mit zwei Prostituierten zeigen, die sich erstmal richtig zudröhnen? Klar, Titten verkaufen sich immer gut, aber in diesem Fall wirken sie seltsam deplatziert. Auch schafft es I’m Still Here nicht dem Ansatz gerecht zu werden, zu zeigen wie hart das Leben eines Schauspielers ist. Die Stars, die mal durchs Bild laufen, haben nicht wirklich viel zu sagen und verleihen der „Handlung“ auch keinen zusätzlichen Schwung. Amüsant sind hingegen die Auftritte P.Diddys und die Reaktionen Phoenix’ auf ihn. Diddy erklärt sich nach einigem hin und her dazu bereit Produzent von Phoenixs Hip-Hop-Album zu werden. Mit seiner “Expertise” entlarvt er hier einen ganzen ur-amerikanischen Geschäftsbereich.

Filme-Blog Wertung: 4/10

Lasst euch von den Stars und Sternchen unter der Darstellerriege nicht täuschen. Viele der genannten laufen nur kurz durchs Bild oder sind nur schwer auszumachen. Der einzige Darsteller in I’m Still Here ist streng genommen auch nur Joaquin Phoenix. Dieser hebt mit seinem Spiel das Method Acting auf eine regelrecht neue Stufe, verkörperte er den ungewaschenen, zynischen Möchtegern-Rapper doch ein ganzes Jahr lang. Hätte er in diesem Jahr einen zweiten Jesse James oder Walk the Line gedreht, ich wäre ihm sehr dankbar gewesen.

Filmfazit:

I’m Still Here ist ein Film, der den Zuschauer ratlos zurücklässt. Irgendwo zwischen Dokudrama, Mockumentary und Komödie angesiedelt, irritiert (und langweilt) er mehr, als dass er unterhält.

Filmtrailer:

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